Es ist längst bekannt, dass kommerzielle Übersetzungen durch den Einsatz von Terminologiedatenbanken, Style Guides, Translation Memories und CAT (computer aided translation) – Tools immer konsistenter und kosteneffizienter werden. Dabei lassen sich diese Effekte jedoch noch wesentlich steigern, wenn man einige, recht einfache, Maßnahmen zur Optimierung der Ausgangstexte ergreift.

 

Tatsächlich verbergen sich hinter dem großen Slogan „Optimierung der Ausgangstexte“ einige einfache Regeln, die sich leicht und ohne großen Kostenaufwand implementieren lassen. Das Ergebnis sind zielmarktgerechtere Texte, ein einheitliches Kommunikationsbild ¬ und damit eine konsistente Markenbotschaft. Und wer den vollen Nutzen kostensparender Übersetzungstechnologie ausschöpfen möchte, ist ohnehin gut beraten, die Ausgangstexte auf diesen Prozess hin auszurichten.

 

KISS: Keep it short and simple

Diese etwas hemdsärmelige Aufforderung trägt den Kern der Sache bereits in sich. Man meide Variantenreichtum in Stil und Terminologie; auch und gerade wenn mehrere Autoren eingesetzt werden. Um einmal gleich ganz konkret zu werden: Wer einfache, klare und vor allem kurze Sätze schreibt, beugt interpretatorischen Grauzonen vor und erleichtert die Übertragung in noch so fremde Sprachsysteme. Schachtelsätze und lange Sätze, bei denen erst ganz zum Schluss das Verb den Sinn stiftet, bereiten häufig schon beim Lesen des Ausgangstextes, vor allem aber bei der Übertragung in eine Fremdsprache, große Probleme. Verwenden Sie wichtige Begriffe so, dass sie jeweils nur eine feste Bedeutung haben. Der bewusste Verzicht auf Synonyme sorgt zudem für terminologische Klarheit.

 

Metaphern, Ironie, lokaler Humor: teuer und unscharf

Bei den allermeisten kommerziellen Texten tragen sprachliche Tropen wie Ironie, Metaphern oder länderspezifische Anspielungen dazu bei, dass der Übersetzungsprozess aufwändiger wird. Und die Ergebnisse uneinheitlicher. Wer allerdings nicht auf solche Tropen verzichten kann oder mag (etwa: Marketingtexte die halt eine bestimmte Tonalität haben müssen), sollte dann gleich einen Transcreationsprozess einkalkulieren, in dem diesen sprachlichen Nuancen bei der Übertragung voll Rechnung getragen werden können. Ansonsten ist man gut beraten kulturneutrale Sprache und Beispiele zu verwenden, die international Gültigkeit haben. Auch der Verzicht auf Realia, also spezifische Konzepte oder Gegenstände, die nur in der Kultur des Ausgangstextes vorkommen, erleichtert das Übersetzen ungemein.

 

Kosten senken und Zielsprachen mitdenken

Wer konsequent Optimierung von Ausgangstexten betreibt, denkt schon beim Schreiben der Texte darüber nach, in welchen Ländern/Regionen oder Sprachsystemen der Text eingesetzt werden soll. Variantenreiches Schreiben im Ausgangstext produziert nämlich erhebliche Kosten. Tatsächlich muss jede Abweichung von einer Formulierung (Phrase oder terminologischer Ausdruck) extra bezahlt werden. Während man bei gleicher Verwendung einer Phrase zwischen 70 und 100% der Kosten spart, bezahlt man für jede Variante im ungünstigsten Fall nochmals den Neupreis, im günstigeren Fall für einen „Fuzzy Match“ immerhin noch 60% des Neupreises.

Darüber hinaus muss mitgedacht werden, dass Ausgangs- und Übersetzungssprachen unterschiedlich lang laufen. Lassen Sie also ausreichend Platz, damit z.B. eine Lokalisierung ins Russische, die ca. 30 % länger als das Deutsche läuft, problemlos in das Layout eingepasst werden kann.
Ein weiteres Problemfeld für die Lokalisierung ist in Grafiken eingebetteter Text. Aufgrund der unterschiedlichen Laufweiten der Sprachen sehen in Grafiken eingearbeitete Textboxen in der Übersetzung oft gequetscht und unprofessionell aus. Es empfiehlt sich, die Grafiktexte schon in der Ausgangssprache zu legendieren.

Und wer das Ganze dann auf eine noch höhere, strategische Ebene heben möchte, denkt auch daran, Marken- und Produktnamen frühzeitig auf ihre internationale Einsetzbarkeit überprüfen zu lassen. Die Geschichten von Produktnamen, die im Ausland für Kopfschütteln und peinliche Situationen sorgen (von Ausspracheproblemen ganz zu schweigen), sind Legion.

 

Standards festlegen, Unschärfen vermeiden – und überall verstanden werden

Ein einheitliches Erscheinungsbild und konsistente Schreibweisen sind ebenso ein wichtiger Teil bei der Optimierung von Ausgangstexten. Man lege also Standards für die Namensschreibung (Marke, Produkte etc) sowie bestimmte Schreibkonventionen für Bindestriche, Groß- und Kleinschreibung oder Zusammenschreibung fest. Verbindliche Terminologie und „Style Guides“ in allen Sprachen, die für alle Mitarbeiter bei der Formulierung und Übersetzung von Texten gelten, sind die entscheidende Grundlage für konsistente Texte.

In Bezug auf die verwendete Grammatik mag hier ein einfaches Beispiel dienen: Insbesondere in IT-Handbüchern, Manuals oder Technischen Bedienhilfen finden sich häufig ganz konkrete Anweisungen. Formulieren Sie diese stets einheitlich: Entweder immer im Infinitiv, z. B. „Hauptschalter auf ‚A‘ stellen“ oder immer im Imperativ „Stellen Sie den Hauptschalter auf ‚A‘“. Passivkonstruktionen sind unbedingt zu vermeiden. Auch bei Überschriften ist auf Einheitlichkeit zu achten: entweder durchgehend im Nominalstil („Öffnen der Motorhaube“) oder im Verbalstil („Motorhaube öffnen“). Das Springen zwischen den verschiedenen Formulierungsarten kann hingegen leicht zur Quelle für Missverständnisse werden.

 

Vereinheitlichung? Ihr Übersetzungsdienstleister kann helfen!

Durch eine sorgfältige Nachbereitung zusammen mit ihrem Übersetzungsdienstleister können Sie wesentlich dazu beitragen, dass Ihre Ausgangstexte vereinheitlicht werden. Erfahrene Dienstleister arbeiten mit Prüftools, die eine Vielzahl von Varianten feststellen können. Mit Hilfe von Translation Memory Technologie lassen sich im Übersetzungsprozess Varianten im Ausgangstext aufspüren und einheitlich übersetzen. Solche Vereinheitlichungen lassen sich im Nachgang einer Übersetzung sichtbar machen. Das Ergebnis sind wertvolle Lerneffekte für die zukünftige Optimierung von Ausgangstexten.

 

Last but not least: CMS anschaffen, Silo-Denke abschaffen

Wer sich ein Content Management System (CMS) einrichtet, also die verschiedenen Versionen und Generationen von Texten systematisch verwaltet, kann z.B. Feedback-Optimierungen von Dienstleistern (s.o.) wesentlich einfacher einpflegen. Damit kann man Übersetzern konkrete und gültige Text-Vorbilder anbieten. Ein weiterer Vorteil eines zentralen CMS Systems ist die Vermeidung doppelter Arbeit (und der Bezahlung dafür!), wenn z.B. verschiedene Abteilungen Übersetzungen beauftragen.

 

Zu guter Letzt ein Gedanke, der in Bezug auf Konsistenz und Kosteneffizienz von Übersetzungen häufig übersehen wird. Unternehmen sind oft in recht starren, gar isolierten Abteilungen organisiert. So weiß die linke Hand nicht was die rechte tut und Ergebnis ist vielerorts ein kleinteiliges Durcheinander bei Lokalisierung und Übersetzung. Die Optimierung von Ausgangstexten und deren Vereinheitlichung scheitert damit schon innerhalb des Unternehmens. Verschiedene Abteilungen, die verschiedene Stile, gar Terminologien pflegen, sind potenzielle Umsatzhemmnisse. Eine strategische Bündelung des Themas an einer spezifischen Anlaufstelle für die gesamte Organisation hat hingegen ganz konkrete Kostenvorteile. Und inhaltliche sowieso!