Ein strukturiertes In-Country Review sorgt dafür, dass Ihre Markenbotschaft und Ihre Inhalte in allen Zielsprachen und Zielkulturen verstanden werden. Und zwar genau so, wie Sie es beabsichtigen.

Gut, die Übersetzung ist getan – mit aller technischen und fachlichen Expertise. Und viele Unternehmen haben dann auch bereits ein In-Country Review (ICR) in ihren Workflow eingebaut. Das heißt, sie haben einen Korrektor (Reviewer) im Zielland sitzen, der mit Fokus auf Sprachgebrauch, Kultur und lokale Besonderheiten den letzten Schliff anlegt. Das ist insbesondere im Hinblick auf sprachsensible Marketingtexte ein wichtiger Schritt zur erfolgreichen Lokalisierung.

 

Halbe Sachen bringen nichts: ICRs brauchen Vorgaben

Leider bleiben ICRs häufig auf halber Strecke stehen, weil die Unternehmen den Reviewern wenig oder gar keine Vorgaben machen. Resultat ist dann zum Beispiel, dass aus dem Deutschen übersetzt wurde, der Reviewer aber z.B. die chinesische Übersetzung gegen die englische Version korrigiert hat. Mangelnde Korrekturvorgaben führen zudem dazu, dass Reviewer häufig rein präferentielle Änderungen machen, die die Übersetzung nicht verbessern – von subjektiven Änderungen an Terminologie oder bereits übersetzen und verwendeten Inhalten ganz zu schweigen.

Ergebnis von nicht oder mangelhaft durchgeführten ICRs ist eine unzureichende Zielmarktanpassung der Lokalisierungstexte. Die Außendarstellung der Marke und des Unternehmens leidet. Marktchancen werden vergeben.

 

Leitfaden für In-Country Reviews: Klare Regeln, gute Ergebnisse

Wir wollen hier deshalb einen kleinen Leitfaden für das In-Country Review vorstellen. Einerseits soll er für die Sinnhaftigkeit von ICRs überhaupt sensibilisieren, andererseits für klare Vorgaben werben, um die Performance dieses Prozesses zu verbessern.

 

In-Country Reviewer: Die richtigen Leute auswählen

Zunächst ein paar einfache Regeln, die die Auswahl Ihrer Reviewer betreffen:

–    Übertragen Sie ICRs nur an Mitarbeiter, die Muttersprachler (native speaker) der Zielsprache sind.

–   Der Reviewer sollte mit der originären Markenbotschaft des Unternehmens vertraut sein, ebenso mit den Inhalten, die in den Texten vermittelt werden sollen. Das gilt auch für die betreffende Branche im Allgemeinen.

–   Dem Reviewer sollten alle Referenzmaterialien und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, die während des Übersetzungsvorganges benutzt wurden. Das beinhaltet natürlich vor allem alle gültigen Terminologiedatenbanken und Style Guides.

–   Es sollten so wenig wie möglich unterschiedliche Reviewer an einem Thema/Projekt arbeiten, um Konsistenz zu gewährleisten.

–   Der Reviewer sollte nach Möglichkeit über die Kompetenz verfügen, Plattformen und Software zu nutzen, die auch im Übersetzungsprozess genutzt wurden.

 

Tipps für ein erfolgreiches Reviewing von Sprache und Inhalten

Sicherlich sind die unten stehenden Tipps nicht vollständig. Doch sie bieten einige Anhaltspunkte dafür, wie man seine In-Country Reviewer gut „einstellen“ kann.

–   Stellen Sie sicher, dass die Reviewer die Übersetzung gegen das Originaldokument korrigieren. Falls dies nicht möglich sein sollte, lassen Sie immer vermerken, dass die Übersetzung gegen eine 3. Sprache (Relaissprache) korrigiert wurde.

–   Geben Sie als Grundregel vor, dass jeder Satz, der verbessert werden kann, nicht unbedingt verbessert werden muss. Dringen Sie darauf, dass so wenig Änderungen wie möglich, aber so viel wie notwendig gemacht werden. Insbesondere Formulierungen, die bereits in anderen oder vorangegangenen Dokumenten verwendet wurden, sollten, wenn nicht unbedingt erforderlich, aus Konsistenzgründen nicht geändert werden.

–   Kleine Änderungen an einem Satz sind einer kompletten Neuschreibung stets vorzuziehen.

–   Halten Sie die Reviewer zu einer angemessenen Balance zwischen dem Grad der Genauigkeit der Übersetzung und dem Grad der Lesbarkeit an.

–   Kommentare eines Reviewers sollten sich nur mit konkreten Problemen befassen, die korrigierbar sind. Bei Änderungsvorschlägen, die sich nicht offensichtlich erschließen, müssen stets Gründe für die Änderung angegeben werden.

–   Stellen Sie sicher, dass die Reviewer jedes Mal, wenn sie ein Wort oder einen Satz ändern, dies auch an allen anderen Stellen mit demselben Wort oder Satz im Dokument ändern. Das vermeidet Missverständnisse und Verwechslungen. Auch hier ist Konsistenz das Zauberwort.

 

Eulen nach Athen: Bedeutung, Rechtschreibung und Stil

Auch wenn’s selbstverständlich ist, in einen Leitfaden für In-Country Reviewer gehören auch die „einfachen“ Dinge:

–   Korrektur von Bedeutungsfehlern

•   Entspricht die Übersetzung der intendierten Botschaft des Ausgangstextes? Was so selbstverständlich daherkommt kann gerade im Marketingbereich entscheidend sein: Stellen Sie also sicher, dass der Reviewer über Inhalt und Tonalität der Botschaft vollständig informiert ist.

•   Sind irgendwelche Elemente der Nachricht weggelassen worden? Gern werden Aussagen aus sprachästhetischen Gründen verkürzt oder gar weggelassen. Stellen Sie daher sicher, dass der Reviewer versteht, dass die Auswahl der Inhalte nicht ihm obliegt.

•   Gibt es Widersprüchlichkeiten oder unverständliche Aussagen? Natürlich ist es dem Reviewer gestattet, sprachliche Übertragungsprobleme in Hinblick auf eine Lokalisierung aufzulösen – dies aber nie um den Preis klarer und widerspruchsfreier Kommunikation.

•   Gibt es sachliche Fehler? Stellen Sie sicher, dass der Reviewer die sachlichen Informationen im Quelltext getreulich übertragen hat.

•   Eine Prüfung auf korrekte zielsprachige Übertragung von Maß- und Zeiteinheiten sollte ebenfalls erfolgen.

–   Stil

•   Bestehen Sie auf einfach zu lesende Sätze. Sicher ist es nicht immer einfach, auch komplexe Texte adäquat zu übertragen. Aber der Reviewer muss einen Weg finden, den Text leicht lesbar zu halten.

•   Ist der Sprachstil an den Verwendungszweck und die Zielgruppe angepasst? Das ist eine der Stärken eines effektiven ICRs: Nur wer in der lokalen Zielgruppe wirklich zuhause ist, kann das leisten.

 

Letztlich zählt nur das Kommunikationsziel

Das erklärte Ziel eines In-Country Reviews ist es, nicht etwa möglichst viele subjektive Änderungen vorzunehmen. Vielmehr soll ein Reviewer sicherstellen, dass Produkte und Dienstleistungen, das Unternehmensbild und die Markenbotschaft in der fremden Sprache und Kultur adäquat kommuniziert werden.

Das bedingt natürlich, dass ein Reviewer eine gewisse sprachliche Ellenbogenfreiheit haben muss. Aber mit einem Leitfaden für In-Country Reviews, wie wir ihn hier vorgestellt haben, stellen Sie sicher, dass dieser Prozess stets effizient und nachvollziehbar bleibt.